Heute ist Equal Pay Day. Jedes Jahr Ende März holt uns die gleiche traurige Wirklichkeit ein: Frauen verdienen erheblich weniger als Männer, ohne dass sich daran substanziell etwas ändert. Dieses Jahr liegt das Lohngefälle bei 22 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Frauen mussten hierzulande 80 Tage länger arbeiten, um das Lohnniveau zu erreichen, das Männer bereits Ende vergangenen Jahres in der Tasche hatten. Die schönsten Sonntagsreden klingen da wie Hohn in den Ohren der Frauen. Dass ausgerechnet Deutschland mit 22 Prozent Lohnunterschied zwischen Mann und Frau im europäischen Vergleich schlecht abschneidet ist ein Skandal. Wenn sich Deutschland immer gerne als Vorbild ausgibt, wie die Wirtschaftskrise zu bewältigen sei, weshalb sind bei uns dann Frauen Arbeitnehmerinnen zweiter Klasse?
Meine SPD-Kollegin im Frauenausschuss des EU-Parlaments, Maria Noichl, setzte ebenso ganz auf das diesjährige Motto des Equal Pay Days ‘Spiel mit offen Karten: Was verdienen Frauen und Männer?’ Sie merkt an, dass die Franzosen uns bei der Bewältigung der Lohnungerechtigkeit weit voraus sind. Betriebe mit über 50 Beschäftigten müssen in Frankreich mit den gezahlten Gehältern transparent umgehen und einen Plan zur geschlechtergerechten Bezahlung vorlegen. Das hilft, denn wenn die Karten offen auf dem Tisch liegen, kommen Vorgesetzte in Erklärungsnot, warum bei gleicher Arbeit ein Mann mehr verdient! Es kann nicht angehen, dass ein Ehepaar dann am meisten Steuern spart, wenn der Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau besonders groß ist. Meine Kollegin stellt hier die entscheidende Frage: Dient das Lohngefälle lediglich als Steuersparmodell oder ist es die permanente Fortführung einer akzeptierten Ungleichheit der Geschlechter?
Ich fordere das Recht auf Rückkehr für Frauen in die Vollzeitbeschäftigung. In der Regel bleiben Kinderbetreuung und Pflege von Familienangehörigen bei den Frauen hängen, gleichzeitig haben sie aber keine Perspektive, wieder in ihren Job einzusteigen. Das muss sich ändern, ansonsten kauft sich unsere Gesellschaft zu billig frei von der gemeinsamen Verantwortung.
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