Heute wurde im Europaparlament in Straßburg über das Anbauverbot gentechnisch veränderter Pflanzen (GVO) entscheiden. In Zukunft können die Mitgliedsstaaten nun selbst entscheiden, den Anbau solcher Pflanzen zu beschränken oder komplett zu verbieten. Wir SPD-Europaabgeordneten begrüßen die Möglichkeit eines rechtssicheren Anbauverbots, sehen aber die Gefahr eines rechtlichen Flickenteppichs in Europa, wenn jeder Mitgliedsstatt über das Verbot unterschiedlich entscheiden kann. Die Europa-SPD hätte hier ein einheitliches Verbot für ganz Europa bevorzugt. Wichtig ist, dass die neue Verordnung eine sogenannte Ausstiegsklausel enthält. Demnach kann jeder Mitgliedstaat bereits von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zugelassenes, gentechnisch behandeltes Saatgut bereits in der Zulassungsphase wieder verbieten. Länder, die den GVO-Anbau erlauben, müssen entlang ihrer Grenzen Pufferzonen errichten, um eine Verunreinigung unbehandelter Felder zu verhindern. Die kommenden TTIP-Verhandlungen werden dabei keinen Einfluss auf diese Regelungen nehmen. Nun ist die Bundesregierung gefragt, ein Anbauverbot von GVO-Pflanzen möglichst rasch umzusetzen.
Die gesamte Pressemitteilung hierzu ist unter folgendem Link abrufbar: http://spd-europa.de/pressemitteilungen/europa-macht-den-weg-frei-fuer-felder-ohne-gentechnik-1957
Ich persönlich denke – und das hat auch meine Erfahrung in Diskussionen mit wissenschaftlichen Themen gezeigt – daß man heutzutage mehr und mehr von einer im Grundsatz wissenschaft und
AntwortenLöschentechnikfeindlichen Gesellschaft in Deutschland sprechen kann nein sogar sprechen muss.
Denn kein westliches Land ist so technikfeindlich und fortschrittspessimistisch wie Deutschland.
Nirgendwo sonst auf der Welt sind Atomkraft, Gentechnik und Stammzellenforschung so geächtet, Chemieangst und Mobilfunkfurcht so verbreitet, trotz höchster Sicherheitsstandards. Deshalb haben sich große Teile der sogenannten technischen Intelligenz – Ingenieure, Naturwissenschaftler, Techniker frustriert aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und sind bereits ausgewandert oder wollen es tun. Fortschritt war gestern, denn die wichtigen Grundlagen der Pflanzengentechnik wurden einst in deutschen Labors entwickelt. Wir, die in naturwissenschaftlich-technischen Berufen arbeiten, gibt es nicht nur ein ethisch moralischen Kodex, der vor leichtfertigen Experimenten in diesem Bereich schützt sondern klare gesetzliche Regelungen für die Forschung, sie sind Grundlage für unser Handeln.
Aber eine mächtige Koalition aus Öko-Aktivisten, Pfarrern, Politikern und Journalisten hat es geschafft, dass die Deutschen neue Technologien nicht mehr als Chance, sondern nur noch als Risiko betrachten. Dadurch sind in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt rund 200 hoch qualifizierte Arbeitsplätze und Zukunftsinvestitionen verloren gegangen.
Die SPD stellt einen Deutschlandplan vor, in dem von allen Zukunftstechnologien des 21. Jahrhunderts noch genau zwei zugelassen sind: Windräder und Solaranlagen. Aber wir könnten wieder die Partei des Fortschritts werden, wenn wir den alten ideologischen Muff über Bord werfen. Und wir auch die Chancen dieser medizinisch-biologischen Revolution erkennen und hervorzuheben. Wenn Gentechnologie der Schlüssel ist, um endlich die schreckliche Krankheit Krebs in den Griff zu bekommen oder Impfstoff gegen Ebola (Zur Herstellung nutzten die Wissenschaftler die Technik der so genannten Reversen Genetik). Auch in der “Grüne Gentechnik", sehe ich immense Chancen und schätzen die Risiken gering. "Der stille Hunger, der Mangel an Eisen, Zink oder Vitamin A, hat dramatisch zugenommen. Für eine halbwegs gesunde Ernährung müssen mehr wertvolle Nährstoffe in die Grundnahrungsmittel der Armen kommen. Dazu bietet die Bio- und Gentechnik den besten Ansatz. Ressourcenknappheit, Klimawandel und der stille Hunger der Armen zwingen zur Nutzung der Technologie." Gut wir verlören dadurch ein paar Lehrer, Pfarrer und Schöngeister aus dem Kulturbetrieb. Aber die Menschen, die Deutschland zukunftsfähig machen, kämen vielleicht wieder an Bord. Aber ich fürchte das Thema verweilt weiterhin in der politischen Verbannung unserer Partei.
Hans Herbert Rolvien
AfA Vorsitzender im SPD Unterbezirk Worms