Dienstag, 10. Februar 2015

Konferenz über Europäische Sozialsysteme


Auf Einladung meines italienischen Kollegen Pier Antonio Panzeri habe ich heute an einer Konferenz zu Sozialsystemen und Langzeitpflege in Europa teilgenommen.


Im Laufe der letzten Jahre sind die europäischen Sozialsysteme aus unterschiedlichen Gründen unter Druck geraten. Auf der einen Seite haben wir in vielen europäischen Ländern eine historisch hohe Arbeitslosigkeit. Dies ist eine sehr große Belastung für die Sozialsysteme, da aus Beitragszahlern plötzlich Beitragsbezieher werden.


Auf der anderen Seite, wie zum Beispiel in Deutschland, kämpfen wir mit dem Problem einer immer älter werdenden Gesellschaft. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen heute ihr Renteneintrittsalter. Gleichzeitig kommen nicht ausreichend junge Menschen nach, die in die Sozialkassen einzahlen könnten. Während 1991 noch vier Erwerbsfähige für eine Rente aufkommen mussten, werden es – nach Einschätzung der Bundesregierung – im Jahr 2030 nur noch zwei Erwerbsfähige sein. Meine große Sorge ist es, dass wir für die kommenden Herausforderung nur unzureichend vorbereitet sind. Ein Bericht, der uns EU-Parlamentariern heute vorgestellt wurde, stellt genau dies fest. In dem Bericht heißt es unter anderem, dass die aktuellen europäischen Sozialsystem nicht in der Lage wären, die zukünftig nötigen Pflegeleistungen auch nur annähernd abzudecken.


Eine gute und gerechte Gesellschaft misst sich daran, wie es mit seinen schwächeren und älternen Mitgliedern umgeht. Bereits heute stehen die Altenpfleger unter einem immensen Druck und sind mit der von ihnen abverlangten Arbeit oft überfordert. Da war die Verbesserung des Betreuungsschlüssels von 1 Pfleger zu 20 Patienten (davor war es 1 Pfleger zu 24 Patienten) ab 1. Januar dieses Jahres nur überfällig, aber noch lange nicht ausreichend.


Damit dieser Mindeststandard eingehalten werden kann, müssen wir den Beruf des Altenpflegers attraktiver machen. Dazu gehören zum einen höhere Löhne für das Pflegepersonal, aber auch eine bessere Vereinbahrung von Familie und Beruf. Angesichts der hohen gesamtgesellschaftlichen Bedeutung sind die aktuellen Arbeitsbedingungen im Pflegebereich empörend.


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