Dienstag, 14. Juli 2015

EU-Kommission macht wenig bis gar nichts gegen ausbeuterische Praktiken von Billig-Airlines

Um weiterhin den Preiskampf zu gewinnen, werden die Niedrigpreis-Fluggesellschaften immer skrupelloser. Das sogenannte Modell “Pay-to-fly” ist nur das neueste Anstellungsmodell in einer Reihe von Praktiken, die die geltenden nationalen Arbeitsmarktgesetze umgehen. Dem Ziel die Lohnnebenkosten zu senken wird alles andere untergeordnet.

„Pay-to-fly“ heißt im Grundsatz, dass PilotInnen zahlen, um fliegen zu „dürfen“. Was für ein Irrsinn! Junge PilotInnen müssen nach Abschluss ihrer Ausbildung Flugerfahrung sammeln. Wenn sie keine Festanstellung finden, sind einige von ihnen bereit, sich ein Platz im Cockpit zu „erkaufen“, um dann mit der gewonnen Flugerfahrung größere Chancen auf eine Festanstellung zu haben. Das kann einen jungen Piloten bis zu 60.000 € kosten! So hoch verschuldet startet dann der junge Pilot seine Karriere und steht von Beginn an unter hohem finanziellen Druck. Das wiederum kann eine große Sicherheitsgefahr für den Flugbetrieb darstellen. Dieses Video (auf Englisch) erklärt die skandalöse Praktik sehr gut:
 

Weitere Informationen zu diesem Modell gibt es auf der Seite der Luftfahrtnachrichten www.aero.de. Hier geht es direkt zum Artikel: ECA fordert umgehendes Verbot von Pay-to-fly Verträgen.

Angesichts dieser krassen Fehlentwicklungen in der Luftfahrtbranche würde ich mir ein entschlossenes Handeln der EU-Kommission wünschen. Der Ausbeutung von jungen PilotInnen muss jetzt ein Ende gesetzt werden. Dafür habe ich eine schriftliche Anfrage an die Kommission gestellt und gefragt, was in dieser Richtung geschehen soll. Die Antwort der Kommission ist allerdings eine bodenlose Frechheit. Die Kommission schaut weg und zeigt wenig Interesse, wirklich etwas bewegen zu wollen.

Hier meine schriftliche Anfrage an die EU-Kommission vom 5. Mai 2015:

  1. Ist die Kommission über die Existenz der „Pay to Fly“ Praxis bei europäischen Fluggesellschaften informiert?
  2. Teilt die Kommission die Einschätzung, dass dieses Anstellungsmodell ein Risiko für die Flugsicherheit darstellt?
  3. Wird die Kommission gegen Fluggesellschaften vorgehen, die dieses ausbeuterische Anstellungsmodell anbieten, und die Ausbildungspraktiken im Luftfahrtsektor überprüfen?

Und hier die Antwort von der zuständigen Verkehrskommissarin Frau Bulc vom 10. Juli 2015:

  1. Die Kommission wurde kürzlich von Pilotenorganisationen über die „pay-to-fly“-Systeme einiger europäischer Luftfahrtunternehmen informiert. Die Kommissionsdienststellen prüfen derzeit diese Angelegenheit.
  2. Der Kommission liegen bislang keine konkreten Anhaltspunkte zu den Auswirkungen dieses Beschäftigungsmodells auf die Sicherheit vor.
  3. Auf der Grundlage der gesammelten Informationen und Daten werden Art und Umfang dieser Praxis bewertet und der Bedarf an gezielten Maßnahmen auf der geeigneten Ebene erörtert.

Das ganze Dokument kann hier eingesehen werden.

Trotz alledem kämpfe ich weiter entschlossen für die Interessen der PilotInnen. Nur bei guten Arbeitsplatzbedinugngen für die PilotInnen ist unsere Sicherheit als Passagiere im Flugzeug gewährleistet!

http://ift.tt/eA8V8J

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen