Samstag, 7. August 2010

Die Türkei als geostrategischer Schlüsselstaat

Die Türkei ist der geostrategische Schlüsselstaat der Gegenwart. Sie grenzt an den Mittleren Osten, den Kaukasus, die Schwarzmeerregion, das Mittelmeer und den Iran. Die Nähe und der gute Kontakt der Türkei zu diesen Krisenherden würde die Rolle einer erweiterten EU in der Weltpolitik schlagartig vergrößern und ihre diplomatische Position in den zentralen Konflikten der Gegenwart merklich verbessern.

Die Türkei hat sich dabei als verlässlicher Partner des Westens erwiesen. Während des kalten Krieges war sie das letzte Bollwerk vor dem Kommunismus, sie ist seit 1952 Mitglied der NATO. Mit beinahe 400.000 Soldaten stellt sie nach den USA sogar das zweitgrößte Kontingent an aktiven NATO-Soldaten.

In den letzten Jahren ist die Türkei außenpolitisch viel aktiver und zu einem wichtigen Vermittler in ihrer konfliktreichen Nachbarschaft geworden Sie vermittelte zwischen Syrien und Israel, im Georgienkonflikt, im Nagarno-Karabach-Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien und im Nuklearstreit mit dem Iran. Zuletzt hat man im Gaza-Konvoi-Debakel den gewachsenen internationalen Einfluss der Türkei, aber auch den maßvollen, überlegten und damit sehr europäischen Einsatz dieses Einfluss gespürt.

Durch einen Beitritt der Türkei würde die EU eine unüberhörbare Stimme bei der Lösung dieser Konflikte erlangen. Sie würde schließlich wirklich zum "Global Player", mit ernsten Ambitionen ihre auf Friedenssicherung und "soft power" basierende Außenpolitik werden.

Auch in anderer Hinsicht wird sich ein Türkeibeitritt als nützlich erweisen. 800.000 illegale Flüchtlinge durchqueren jährlich die Türkei und gelangen nach Europa. Momentan ist die Türkei gegen diese Migrationswelle machtlos. Drogenhändler und andere Kriminelle nutzen die Türkei als Brücke nach Europa. Wenn die Türkei EU-Mitglied ist, kann die EU weitaus effektiver für die türkische Grenzsicherung sorgen und die illegale Einwanderung eindämmen.

Die EU-Mitgliedschaft der Türkei ist auch eine Chance, lange währende Nachbarschaftsdispute mit EU-Staaten zu beenden. Griechenland steht vor dem Staatsbankrott, und gibt doch jährlich 5% des Bruttosozialprodukts für das Militär aus, um für einen eventuellen Konflikt an seinen Grenzen gewappnet zu sein.

Desweiteren könnte durch den EU-Beitritt der Türkei endlich das Europäische Verteidigungsprogramm ausgebaut werden, und durch eine bessere Zusammenarbeit könnten alle europäischen Staaten ihre Verteidigungsausgaben senken.

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