Samstag, 7. August 2010

Die türkische Schlüsselrolle bei der Energieversorgung

Die EU ist weltweit zweitgrößter Energieverbraucher und größter Energieimporteur. Im Energie-Grünbuch der Kommission wird prognostiziert, dass bis zum Jahr 2030 der Energiebedarf der EU um 15 % ansteigen wird, und dieser Bedarf nur durch alternative Quellen gedeckt werden kann. Die EU importiert schon jetzt 50% ihrer Energie und diese Abhängigkeit wird sich in den kommenden 30 Jahren auf 80 % erhöhen. Wir müssen bis 2030 bis zu 1 Billion Euro in die Infrastruktur investieren, um einen reibungslosen Energietransport zu ermöglichen. Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage woher die Energie geliefert werden soll?

Wir und unsere Kinder stehen einem gewaltigen Energiesicherheitsrisiko gegenüber. Insbesondere Russland hat jahrelang davon profitiert, dass es keine gemeinsame europäische Energiepolitik gibt, und weigert sich allzu häufig, langfristige Lieferverträge zu unterschreiben. Auf dem liberalisierten EU-Markt kaufen russische Unternehmen europäische Energieversorger, gleichzeitig wird bei Investitionen in Russland eine russische Teilhabe von 51% verlangt.

Der Schlüssel zur Diversifizierung kann nur in der Türkei liegen. Sie ist Energieknotenpunkt und die Energiebrücke zu Quellenländern in Zentralasien, dem kaspischen Raum, dem Mittleren Osten und dem Mittelmeerraum. Schon jetzt ist die Türkei Kernpunkt nicht nur des 8 Milliarden € teuren Nabucco-Pipelineprojekts, sondern auch der Türkei-Griechenland-Italien-Pipeline, der Südkaukasus-Pipeline, von Bluestream, South Stream und der Iran-Türkei Pipeline. Schon jetzt wird über die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline Öl an die türkische Mittelmeerküste geliefert, und der Bosporus ist die Drehscheibe für alle Öltanker aus dem Schwarzen Meer.

Die türkische Schlüsselrolle bei der Energieversorgung macht eine dauerhafte und stabile Integration somit auch zum Teil einer europäischen Energiestrategie. Ein Mehrwert ergäbe sich dabei nicht nur im Bezug auf die Türkei selbst, sondern auch im Bezug auf die Ursprungsländer wie Iran und Irak, in deren politisch oft brisantem Umfeld sich die Türkei zunehmend als absolut ernstzunehmende diplomatische Größe erweist.

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