Dienstag, 19. Januar 2010

"Betriebsratsverseucht" ist Unwort des Jahres

„Peinlich und alarmierend“
- DGB-Regionsvorsitzende Jutta Steinruck zum „Unwort des Jahres“ 2009

Am Dienstag wurde es in Frankfurt bekannt gegeben, das Unwort des Jahres 2009: „Betriebsratsverseucht“.
Ein „peinlicher Tiefpunkt“ deutscher Sprache, so sind sich die Jury-Mitglieder unter Vorsitz von Horst Schlosser einig. Die legitime und wünschenswerte Wahrnehmung und Vertretung von Arbeitnehmerinteressen werde mit diesem Ausdruck in peinlicher Art und Weise verächtlich gemacht.
Sprachliche Missgriffe in der Öffentlichkeit, die grob unangemessen sind oder die Menschenwürde verletzen, werden in die Wahl zum Unwort des Jahres miteinbezogen.
Unter Tausenden von eingereichten Vorschlägen fand diesmal der Vorschlag eines Mitarbeiters einer Baumarktkette die Zustimmung der Jury. Mit dem Wort wurden von Abteilungsleitern die Unterschiede zwischen einer Filiale ohne Betriebrat und einer mit Betriebsrat bezeichnet.

Die DGB-Regionsvorsitzende der Vorder- und Südpfalz Jutta Steinruck begrüßt das Votum der Jury und zeigt sich gleichzeitig alarmiert:
„Das diesjährige ‚Unwort des Jahres’ ist bezeichnend für die Haltung mancher Kreise in Führungsverantwortung in Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Filiale einer Firma als ‚betriebsratsverseucht’ zu bezeichnen, ist ein Schlag ins Gesicht jeder Betriebsrätin, jedes Betriebsrates.“ Gerade in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise gegenüber den oftmals einen Großteil ihrer Freizeit opfernden, sich um Beratung und Hilfe im Betrieb kümmernden Kolleginnen und Kollegen so eine sprachliche Entgleisung zu äußern, sei unverschämt, so Steinruck. „Die hunderte Betriebsräte in Ludwigshafen und der Vorder- und Südpfalz leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Wohle der Menschen und der Unternehmen.“ Sie seien nicht nur legitime Interessenvertretung, sondern nicht zuletzt auch Faktor für Verbesserungen, mehr Effizienz und Motivation der Mitarbeiter im Betrieb.

Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 ausgewählt. Horst Schlosser hatte die Aktion nach den ausländerfeindlichen Übergriffen von Hoyerswerda begonnen. Mitglied der Jury war u.a. auch der in Ludwigshafen wohnende Sozialethiker Friedhelm Hengsbach. Frühere Unwörter waren unter anderem „ausländerfrei“ sowie das letztjährige „Unwort des Jahres 2008 "Notleidende Banken". Auf die weiteren Plätze kamen bei dieser Wahl die Wörter "Flüchtlingsbekämpfung", "intelligente Wirksysteme" und "Bad Bank". Für Steinruck ein Zeichnen, dass „auch in der öffentlichen Kommunikation die Debatte um die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise weiterhin eine große Rolle spielt.“

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