Donnerstag, 28. Februar 2013

Auch Deutschland braucht die Jugendgarantie


Jugendgarantie kann Fachkräftemangel bekämpfen


Der Rat für Beschäftigung und Sozialpolitik (EPSCO) hat sich am Donnerstag für die Einführung einer europaweiten Jugendgarantie ausgesprochen. Ich begrüße die Entscheidung, doch jetzt ist die Bundesregierung in der Pflicht. Auch in Deutschland besteht in puncto Jugendarbeitslosigkeit konkreter Handlungsbedarf. Jugendliche sind in Deutschland doppelt so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen als Menschen über 25 Jahre. Außerdem wird in den offiziellen Statistiken getrickst und beschönigt. Ich beziehe mich hierbei auf die Zahlen des Ausbildungspakts 2013. Offiziell stehen hier 33.000 offene Lehrstellen nur 15.700 unversorgten Jugendlichen gegenüber – über 250.000 junge Menschen in Weiterbildungsmaßnahmen, Umschulungen oder Praktika werden aber nicht berücksichtigt. Hier werden eine Viertel Million Jugendliche einfach ignoriert.


Deshalb müssen in Deutschland mehr Maßnahmen ergriffen werden, um Jugendliche in den Arbeitsmarkt zu integrieren: Während die Bundesregierung bei der Jugendgarantie abwinkt, sehe ich konkreten Handlungsbedarf. Hier einige Beispiele: rechtzeitige Qualifizierung von Eltern als Berufswahlbegleiter, Senkung von Schul- und Studienabbrecherquoten und frühzeitig das Interesse von Schülerinnen an naturwissenschaftlichen und technischen Berufen fördern. Außerdem müssen zusätzliche Ausbildungsplätze in Branchen geschaffen werden, in denen Fachkräftemangel herrscht oder die als Zukunftsbranchen für Deutschland von Bedeutung sind. Ein Sofortprogramm zur Schaffung von neuen und qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen für junge Arbeit­nehmer und Studienabsolventen ist genauso notwendig wie ausbildungsvorbereitende und -begleitende Hilfen für Schwächere.


Des Weiteren muss es spezielle Angebote für junge Menschen zur Umorientierung, Weiterbildung und Qualifizierung geben sowie klare Regeln für die Bezahlung und Arbeitsbedingungen für Praktika und eine zeitliche Begrenzung für unbezahlte Praktika. Auch Beratungsangebote, die Jugendliche individuell bei der Suche nach dem richtigen Ausbildungs-, Arbeits- oder Studienplatz helfen oder Tipps zur Finanzierung geben, müssen verbessert werden. Die Liste ist lang. Es ist wichtig, dass alle jungen Menschen erreicht werden. Das ist auch eine Frage der Generationengerechtigkeit.


Es gilt jetzt, dass Politik gemeinsam mit Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Schulen die Ist-Situation und den zukünftigen Bedarf analysiert und schnell qualitativ hochwertige Konzepte für eine deutsche Jugendgarantie entwickelt und an den Start bringen.


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