Am dritten Welttag der menschenwürdigen Arbeit, dem 7. Oktober 2010, stellt die Vorsitzende der DGB Region Vorder- und Südpfalz Jutta Steinruck fest:
„Am heutigen Tag demonstrieren auf der ganzen Welt Gewerkschaften auf Straßen und Plätzen und fordern von ihren Regierungen und Parlamenten neue Initiativen für mehr und bessere Arbeit. Für die Arbeitnehmerorganisationen ist menschenwürdige Arbeit kein abstrakter Begriff. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zahlen immer noch einen hohen Preis für die Krise der Weltwirtschaft, während die Banken und der Finanzsektor wieder zur Tagesordnung übergehen. Es ist völlig inakzeptabel, dass wichtige öffentliche Dienstleistungen sowie die Entwicklungshilfe im Rahmen der Konsolidierung öffentlicher Finanzen verringert werden sollen“.
Die Gewerkschaften in der DGB Region Vorder- und Südpfalz teilen einhellig die Forderungen des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) anlässlich des Welttages der menschenwürdigen Arbeit:
- Wachstum und menschenwürdige Arbeitsplätze - und nicht Austerität (Sparpolitik mittels radikaler Kürzungen) - sind unerlässlich für die Überwindung der Krise und die Beendigung der Armut.
- Gute öffentliche Dienstleistungen sind unerlässlich für ein menschenwürdiges Leben und dürfen nicht im Zuge der Haushaltskonsolidierung geopfert werden.
- Der Finanzsektor muss für den von ihm verursachten Schaden aufkommen und in den Dienst der Realwirtschaft und realer menschlicher Bedürfnisse gestellt werden
Der DGB in der Region Vorder- und Südpfalz schließt sich dem Appell der IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow an, die gute Arbeitsplätze und soziale Schutzmassnahmen in den Mittelpunkt rückt, um „die Menschen wieder in Arbeit zu bringen, um bedürftige Familien zu unterstützen und das Fundament für nachhaltiges Wachstum und die Konsolidierung der Staatsfinanzen zu schaffen.“
Jutta Steinruck, ergänzt: „Die Gleichung: Kürzungspolitik plus weniger Staat gleich nachhaltige Finanzpolitik kann nicht aufgehen. Der neuerdings als „Austeritätspolitik“ bezeichnete Sparkurs führt uns nicht weiter, sondern greift die sozialen Sicherungssysteme an. Denn immer mehr Menschen in Europa leben trotz Arbeit in Armut. Ein Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Europa sind heute in prekären Jobs beschäftigt, nur noch 70 Prozent arbeiten in einem sozial abgesicherten Vollzeitarbeitsverhältnis. Die rasante Ausweitung der prekären Beschäftigung ist eine soziale Zeitbombe, die schnellstens entschärft
werden muss. Deutschland ist dabei in Europa trauriger Vorreiter, wenn es um Auswüchse des Niedriglohnsektors geht. Inzwischen 22 Prozent der Beschäftigten - also rund 6,5 Millionen Menschen in Deutschland - arbeiten zu Niedriglöhnen. Der DGB wehrt sich gegen diese massive Entwertung von Arbeit, gegen die Zweiteilung der Arbeitswelt. Auch in der Region Vorder- und Südpfalz erfolgt der Zugang zum Arbeitsmarkt oft nur über ein Zeitarbeitsverhältnis.
Jutta Steinruck: „Die Arbeitslosigkeit und die gewachsene Armut in Europa müssen durch eine gemeinsame europäische Strategie bekämpft werden. Leider ist eine solche notwendige und europaweit zu koordinierende Politik für die Bürgerinnen und Bürger nicht zu erkennen. „Europa 2020“, die von der EU-Kommission zu Anfang des Jahres vorgelegte „Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“, gibt Beschäftigungsquoten vor, ohne Standards für die Beschäftigungsverhältnisse festgelegt zu haben. Beispielsweise differenziert die EU-Politik bei dem Kernziel, bis ins Jahr 2020 europaweit 75 Prozent der Menschen zwischen 20 und 64 Jahren in Arbeit zu bringen, nicht zwischen unterschiedlicher Qualität von Arbeit. Aber Arbeit, die arm macht, darf nicht das Ziel einer europäischen Beschäftigungspolitik sein. Der DGB stehen für sozial abgesicherte Arbeit zu Existenz sichernden Löhnen. Wir wollen mehr Arbeitsplätze, aber auch eine bessere Arbeitsqualität. Deswegen müssen prekäre Beschäftigungsverhältnisse geächtet und mit gesetzgeberischen Mitteln zurückgedrängt werden“.
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